Buchtipp von Dr. Elisabeth Skardarasy
Zugegeben – wenn man an die 30er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts denkt, ist Liebe vermutlich nicht das erste Gefühl, das einem dabei in den Sinn kommt. In Europa und vor allem im deutschsprachigen Raum reden wir im Rückblick eher von der Zwischenkriegszeit, dem aufkommenden Antisemitismus, dem drohenden Zweiten Weltkrieg oder dem »Anschluss«. Doch diese Jahre der politischen Spannungen waren auch eine Zeit der kulturellen Hochblüte, der wissenschaftlichen und künstlerischen Brillanz – und eine Zeit großer Liebespaare!
In seinem neuen Buch blickt Bestsellerautor Florian Illies hinter die Fassade einiger der berühmtesten Paarbeziehungen des 20. Jahrhunderts und zeigt, wie die Irrungen und Wirrungen der Liebe auch oder gerade besonders in Zeiten des größten Hasses Geschichte schreiben können.
In kurzen Episoden, kleinen Geschichten, ja, manchmal nur indem er bildhaft Szenen streift, folgt Illies Berühmtheiten wie F. Scott und Zelda Fitzgerald, Kurt Weill und Lotte Lenya, Jean-Paul Sartre und Simone de Beauvoir, Henry Miller und Anaïs Nin, Bertolt Brecht und Helene Weigel, Katia und Thomas Mann, Marlene Dietrich und Erich Maria Remarque und vielen mehr auf ihren Wegen und beleuchtet dabei die unterschiedlichsten Nuancen des wohl größten Gefühls, zu dem wir Menschen fähig sind. Egal, ob toxische Beziehungen, leidenschaftliche Affären oder mehr oder weniger glückliche Ehen – es scheint fast so, als hätten Liebe, Leidenschaft, Hingabe und Herzschmerz in diesen turbulenten Zeiten die einzigen Möglichkeiten zur Überwindung der historischen Wirklichkeit geboten.
Florian Illies gelingt es, Wissenswertes mit Unterhaltsamem zu verbinden – informativ und gleichzeitig unglaublich humorvoll, phasenweise mit einer Portion Pathos, aber ohne je wertend zu sein. In seinem Epochenporträt verschmelzen individuelle Schicksale mit den Ereignissen der Weltgeschichte, dabei verkommt die Beschreibung der Historie aber nie zu einer langweiligen Faktenansammlung. Vielmehr erweckt er die Paare mit seinen Erzählungen zu neuem Leben und man hat fast das Gefühl, in die einzelnen Beziehungen eintauchen und den berühmten Protagonisten als stiller Beobachter folgen zu können.
Ein Sachbuch, ja, aber eines das sich liest wie ein Episodenroman – ein Streifzug durch die spannendsten Liebesgeschichten der 30er-Jahre.
Der Autor – Florian Illies
Florian Illies, geboren 1971, studierte Kunstgeschichte in Bonn und Oxford. Er war Feuilletonchef der „Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung“ und der „Zeit“, Verleger des Rowohlt Verlages, leitete das Auktionshaus Grisebach und war Mitbegründer der Kunstzeitschrift „Monopol“. Heute ist Florian Illies Mitherausgeber der „Zeit“ und freier Schriftsteller. Er lebt in Berlin.
Unser Buch-Tipp von Dr. Elisabeth Skardarasy
Florian Illies
Liebe in Zeiten des Hasses
Chronik eines Gefühles 1929-1939
Verlag: S. Fischer, 432 Seiten
ISBN: 978-3-10-397073-9
https://www.fischerverlage.de/buch/florian-illies-liebe-in-zeiten-des-hasses-9783103970739