Buchtipp von Dr. Elisabeth Skardarasy
Meinem aktuellen Buchtipp „Das neunte Gemälde“ muss ich ein persönliches Bekenntnis voranstellen: Ich lese nicht besonders gerne Krimis. Warum? Die meisten sind mir zu brutal, zu blutrünstig oder ich finde sie sprachlich so banal, dass auch die Handlung das Ganze nicht mehr retten kann. Obwohl der Buchmarkt von Krimis nur so überschwemmt wird (man denke zum Beispiel an die unzähligen Regionalkrimis aus jeder noch so entlegenen Gegend des In- und Auslandes), finde ich daher nur äußerst selten ein Exemplar, das mich wirklich begeistert – manchmal passiert es aber doch. Eine dieser seltenen Ausnahmen möchte ich Ihnen diesen Monat vorstellen.
Erster Band einer neuen Krimireihe
Der Bonner Kunstexperte Lennard Lomberg wird bei seinem kriminalistischen Debüt mit einem mysteriösen Mordfall und einem verschwundenen Gemälde konfrontiert, dessen Geschichte ihn bis ins Paris des Zweiten Weltkriegs führt. Oder reicht die Entstehung des Bildes vielleicht sogar in die 1910er-Jahre und in das künstlerische Umfeld von Pablo Picasso, André Derain und Georges Braque zurück?
Kunsthistorischer Sensationsfund oder Raubkunst-Skandal?
Was als harmlose Auftragsanfrage bezüglich der Rückgabe eines möglichen Raubkunst-Gemäldes beginnt, mündet kurz darauf in einen Mord – das ominöse Bild ist unauffindbar und das BKA möchte wissen, warum das Mordopfer kurz vor seinem Tod mit Lennard Lomberg sprechen wollte.
Das Gewaltverbrechen entpuppt sich bald als Ausgangspunkt für eine Spurensuche über mehrere Jahrzehnte und verschiedene Länder hinweg. Die kunsthistorischen Ungereimtheiten, auf die Lomberg dabei stößt, sind für ihn aber nicht nur von beruflichem Interesse – es ergeben sich auch Berührungspunkte zur eigenen Familiengeschichte des Kunstexperten, genauer gesagt zur Biografie seines verstorbenen Vaters, der einst Wehrmachtssoldat war und später als Generalbundesanwalt in der BRD fungierte.
Wahrheitssuche zwischen Kunst und Verbrechen
Gemeinsam mit seiner Tochter Julie und der Kriminalrätin Sina Röhm taucht Lomberg in die Vergangenheit ein. Um die wahren Hintergründe des Falls aufzudecken, muss das verschwundene Gemälde gefunden werden, doch wie immer, wenn es um Geld, Macht und Skandale geht, haben mehrere Personen ein Interesse daran, das Kunstwerk möglichst vor den anderen Beteiligten zu finden.
Auf drei Zeitebenen (1943, 1966, 2016) kreiert der Autor Andreas Storm eine – wie er selbst schreibt – „realistische Fantasie“ mit viel historischem Gehalt, die dennoch bleibt, „was sie ist: reine Fiktion“.
Egal, ob historisierte Fiktion oder fiktionalisierte Historie: „Das neunte Gemälde“ erweist sich als äußerst spannender, dichter und unterhaltsamer Kriminalroman, der auch sprachlich überzeugt!
Elisabeth Skardarasy
Ein zweiter Teil der Reihe ist für 2023 bereits angekündigt.
Über den Autor
Andreas Storm, Jahrgang 1964, ist langjähriger Geschäftsführer und Partner einer Kommunikationsagentur. Sein erster Roman „Das neunte Gemälde“ bildet den Auftakt zu einer mehrteiligen Krimiserie um den Kunstexperten und Ermittler Lennard Lomberg. Andreas Storm lebt mit seiner Familie im Bergischen Land bei Köln.
https://www.kiwi-verlag.de/autor/andreas-storm-4002707
Andreas Storm
Das neunte Gemälde
Kriminalroman
Die Lennard-Lomberg-Reihe, Band 1
Kiepenheuer & Witsch
416 Seiten
ISBN: 978-3-462-00388-8
https://www.kiwi-verlag.de/autor/andreas-storm-4002707