Direkt neben dem Waldbad Anif, bzw. irgendwie mitten drinnen befindet sich der Kletterpark von Edi Schmoeller. Ich bin zum ersten Mal hier, war vorher überhaupt noch nie in einem Kletterpark. Von Beginn an bin ich begeistert von der Atmosphäre hier. Wohin man auch blickt, überall lachende, freundliche Gesichter. Ich stehe mitten in einem sonnendurchfluteten Wald, Seile hängen von den Ästen, Brücken aus Holz führen von einem Baumstamm zum Nächsten, Leitern weisen den Weg in schwindelerregende Höhen. Irgendwie wirkt alles wie eine Filmkulisse. Schon sehe ich Tarzan durch die Lüfte schwingen, als mich ein bekanntes Rufen in die Wirklichkeit zurückholt. Edi steht vor mir und wir setzten uns auf große, weiche Polster, die er auf Holzpaletten legt. Er fängt an, seine Geschichte zu erzählen.
Edi Schmoeller
Nach dem Sport-, Englisch und Publizistikstudium war er lange als Sonderschullehrer tätig. Daneben bot er auf der Volkshochschule Kletterkurse an und landetet irgendwann in der Erlebnispädagogik. Wahrscheinlich deshalb, weil er davon überzeugt ist, dass diese der einzig richtige Weg ist, Menschen etwas – im wörtlichen Sinn – begreifbar zu machen. Nach und nach begann er mit Seilaufbaute, und zwar für Kinder und Erwachsenen. „Mit der Zeit wurden die Aufbauten immer komplizierter, eine Übung wurde an die nächste gereiht und dann stand er da – der erste Kletterpark“, erinnert er sich. Sein erster Kletterpark entstand in Fürstenbrunn, der zweite entstand auf der Donauinsel in Wien, der dritte war der Park in Anif. Mittlerweile ist der Kletterpark in Anif der Einzige, den er selbst noch betreibt. „Mein ganz großer Plan war, in jeder Hauptstadt Österreichs einen Kletterpark zu haben“, erzählt Edi. Doch schon bald holte ihn die Realität ein. Zwei Mal in der Woche nach Wien zum Controlling fahren zu müssen, das wollte er nicht. Und so kam es, dass er seinen großen Plan änderte. Jetzt baut er Kletterparks für andere. Gerade hat ein namhafter Winzer bei ihm angefragt.
Edis Anforderungen an seinen Kletterpark
Natürlich steht die Sicherheit an erster Stelle bei den Anforderungen an einen Kletterpark. Mittlerweile ist es technisch gar nicht mehr möglich, sich selbst auszuhängen. Ja, und dann wäre da noch sein bestens geschultes Personal. Es gibt verschiedene Positionen mit unterschiedlichsten Qualifikationen, vom Einschuler bis zum Retter. „Ich habe kein Personalproblem, ganz im Gegenteil bis zu 10 Blindbewerbungen erreichen uns pro Saison“, erklärt er lachend. Ganz wichtig ist ihm, dass Wissen immer weitergegeben wird. Genaue Anleitungen, wie eine Kletterstation zu bewältigen ist, sucht man in seinem Kletterpark vergebens. „Ich möchte das die Besucher selbst herausfinden, wie sie die einzelnen Stationen schaffen. Das ist für mich ein wertvoller Lernprozess“, erklärt er. Dass der Park sich in die Natur einfügt und kein Störfaktur ist, das ist ihm noch sehr wichtig. „Natürlich greife ich durch den Bau in die Natur ein, aber dann wenigsten so sensible wie nur möglich“, meint er.
Die Kletterpark Stationen
Im 2.500 qm großen Kindergehege können Kinder gefahrlos ihre Grenzen erfahren. Hier steht auch ein alter Zugwaggon, der für Kindergeburtstage gebucht werden kann.
„Nein, exklusiv gibts bei uns nicht, denn ich sperre kein Kind, das Klettern will aus!“ Edis Grenzen sind anderswo, dort nämlich, wo der eigene Körper sie steckt. Lachend erzählt er von einer türkischen Familie, die hier ein Familienfest abgehalten hat. Sie suchten einen Platz, an dem die Kinder spielen und die Erwachsenen dadurch feiern konnten, denn gehts den Kindern gut, gehts auch den Erwachsenen gut.
Die Stationen im Park beginnen leicht und steigern sich dann nach und nach. Der ganze Park umfasst ca. 3 km Gehweg, dafür braucht man ungefähr 3 Stunden.
Die Besucher im Kletterpark
Familien liegen ihm ganz besonders am Herzen. Eltern, die mit ihren Kinder gemeinsam etwas erleben. Das Handy ist hier abgeschrieben, das kann Edi immer wieder beobachten. Der gelernte Pädagoge ist überzeugt davon, dass die Erfahrungen, die hier gemacht werden, stärken. Und zwar nicht nur körperlich. Akzeptieren zu lernen, wann die eigene Grenze erreicht ist, ist oft gar nicht so einfach. Dass die kleine Schwester zum Beispiel weiter kommt, als der große, starke Bruder oder der Firmenboss hier nicht den Ton angibt. Wertvolle Erkenntnisse. Firmen nutzen den Kletterpark zum Teambuilding oder einfach nur für gemeinsame Aktivitäten. Sehr gerne kommen auch Schulklassen. Nachdem der Kletterpark vor einigen Jahren im größten Reiseführer Israels nach der Stadt Salzburg und der Eisriesenwelt an dritter Stelle der „to do’s“ angeführt wurde, gehören viele Israelis zu den begeisterten Besuchern im Park. Aber nicht nur Israelis kommen. „Es gibt einen richtigen Kletterpark-Tourismus“, erklärt er mir.
Der Kletterpark Anif
Ich habe richtig Lust bekommen, diesen Kletterpark auszuprobieren und bin schon sehr neugierig, wo meine Grenzen liegen. Der Park ist täglich – bis Ferienende – von 10:00 Uhr bis 18:00 Uhr geöffnet.