Nicht nur Pilger zieht es in den charmanten Wallfahrtsort Maria Schmolln, nein, auch Hundeliebhaber gehören hier zum Ortsbild. Warum? Ganz einfach! Weit über die Grenzen ist Barbara Bachleitner’s Hundeschule für ihre außergewöhnliche Qualität in der Hundeausbildung bekannt. Und nicht nur die Hunde lernen hier sitzen bleiben. Auch die Besitzer bleiben gerne ein bisschen länger sitzen. Zum Fachsimpeln, gutes Essen ihres Mannes inklusive. Und wer einmal da war, der kommt wieder – mit oder ohne Hund!
Barbara Bachleitner und ihr Weg zur Hundeschule
Alles begann 1974 mit der Heirat ihres Hans, der hier in Maria Schmolln geboren und aufgewachsen ist. Da sei sie wortwörtlich „auf den Hund“ gekommen, meint die gebürtige Münchnerin lachend. Seine Mutter, die ortsansässige Gastwirtin, hatte sich einen Deutsch-Drahthaar-Welpen bestellt und eigentlich weder Zeit noch jagdliche Ausbildung, die so ein kleiner Welpe dringend benötigt. So kam es, dass Barbara, die mit Tieren groß geworden war, gemeinsam mit ihrem Mann die Ausbildung und Erziehung des Hundes übernahmen.
Eine Beerdigung sorgte nicht nur für volle Gaststuben im übernommenen Wirtshaus, sie sorgte auch dafür, dass Barbara nach Absolvierung der ersten Hunde-Prüfung nun auch die zweite Prüfung, die genau an diesem Tag stattfand, machen musste. „Gehst halt du wieder hin“, meinte ihr Mann damals, erzählt Barbara schmunzelnd. Immer mehr freundete sie sich mit dem Thema Hundeführung an. Sie holte sich Wissen aus schlauen Büchern, die sie mit ihrem feinen Gespür für Tiere entsprechend entschärfte, und räumte bei den Prüfungen die volle Punktezahl ab.
Die Vollgebrauchsprüfung, eine der höchsten Prüfungen von Jagdhunden, war das nächste Ziel. Auf der Suche nach dem frühestmöglichen Termin, ihre Hündin war trächtig, wurde sie auf einen Prüfungstermin im Oberösterreichischen Freistadt aufmerksam. Schon am Telefon erklärte ihr der Zuchtwart Gerd Preiß, dass sich hier die Elite trifft. Also Meisterführer und erfahrene Hundeführer. Barbara, im zarten Alter von 25 Jahren, lies sich nicht abwimmeln. Wie sich herausstellte nicht umsonst, denn sie gewann die Prüfung. „Jetzt hat uns eine junge Frau gezeigt, wie man einen Hund führt. Wir hoffen, dass sie nächstes Jahr auch noch das Gewehr bei Fuß führt“, meinte der Zuchtführer damals. Barbar hatte ja noch keine Jagdprüfung, das holte sie 1978 nach.
Sie begann mit der Züchtung von Deutsch-Drahthaar Hunden und führte diese immer erfolgreich zu Prüfungen. Natürlich sprach sich das herum und immer mehr Anfragen kamen, wie sie das denn mache. Die Hundeschule war geboren.
Mittlerweile züchtet Barbara Golden Retriever und führt diese erfolgreich, wie könnte es anders sein, von Prüfung zu Prüfung.
Was es braucht, um eine Hundeschule erfolgreich führen zu können
Ganz viel Verständnis für Menschen, mehr als für Hunde, meint Barbara schmunzelnd. Natürlich braucht es auch viel Erfahrung, aber auch das richtige Gespür für Hunde. Das hat man oder hat man nicht, das könne man nicht lernen, meint die erfolgreiche Hundetrainerin. Viel hat sie von ihrem Großvater gelernt. Den Respekt vor Tieren zum Beispiel und die Goldene Regel „Was du nicht willst, dass man dir tu’, das füge auch keinem anderen zu.“ Ja, und dann ist da noch das Bauchgefühl zu wissen wann was wichtig ist. Auch die Fortbildung ist ihr sehr wichtig, denn jede Hunderasse hat unterschiedliche Anforderungen. Einzig Schutz- und Herdenhunde werden von ihr nicht ausgebildet.
Das Hundeklo ist ein abgezäunter Bereich in der Hundeschule. Hier können sich Hunde kennenlernen, soziale Kontakte lernen und auch ihr „Geschäft“ verrichten. Ein älterer, sozialisierter Hund zeigt den jüngeren Hunden ihre Grenzen auf, denn raufende Hunde, die anschließend den Tierarzt brauchen, das gibts hier nicht!
Die richtige Hundewahl
Leider steht heute bei den Leuten das Aussehen der Hunde im Vordergrund. Dabei sollte sich jeder die Frage stellen – wofür wurde dieser Hund gezüchtet. „Yorkshire Terrier oder auch die Prager Rattler sind nicht für die Handtasche gezüchtet worden. Sie hatten die Aufgabe, die Häuser Ungeziefer freizuhalten. Deswegen kläffen sie so viel“, erzählt Barbara. Herdenschutzhunde haben die Aufgabe, ihre Herde zu verteidigen, und zwar gegen Mensch und Tier. Werden sie im privaten Haushalt gehalten, weil sie ja so schön sind, ist die eigene Familie ihre Herde, die es zu verteidigen gilt. Diese Rasse gehört in die weite Natur, nicht in einen kleinen Garten. Und auch Schäferhunde, die ideale Rasse zur Schutzhunde-Ausbildung, sprechen eine ganz eigene Hundesprache. Natürlich gibt es immer Ausnahmen, aber grundsätzlich sollte nicht das Aussehen des Hundes den Kauf bestimmen, damit könnten viele Unfälle verhindert werden, ist Barbara überzeugt.
Selten, aber doch kommt es vor, dass Hundebesitzer nicht mit Barbaras bzw. allgemein geltenden Regeln einverstanden sind. „Dann müssen wir uns halt trennen, ganz einfach!“, sagt sie mit ihrem bayrischem Akzent, der sie nach wie vor begleitet.
Die Hundezucht ist mittlerweile zum Geschäft geworden, vor allem der Ostblockhandel mit Hunden, die sogenannten Kofferraumhunde, gehörten ihrer Meinung nach unbedingt unterbunden.
Die Hundeerziehung
Hunde brauchen ganz genau Regeln. Vermehrt kann Barbara Hundebesitzer beobachten, die ihren Hunden keine klaren Grenzen mehr aufzeigen. Das funktionierte nicht, erklärt die Hundetrainerin energisch. „Der Hund zeigt, bevor er beißt, fünf Signale:
- Er dreht den Kopf weg,
- blinzelt,
- gähnt,
- geht in sein Körberl, oder unter den Tisch, um der Situation auszuweichen
- knurrt.
Erst dann beißt er. Die Beziehung zwischen Hund und Kind muss gelernt werden. Und zwar von beiden Seiten. Kinder müssen lernen, den Hund in Ruhe zu lassen, vor allem beim Schlafen und Fressen. Sie müssen auch lernen, Hunden von vorne zu begegnen, ihnen nicht nachzulaufen und wenn sie selber etwas essen, dem Hund nichts zu geben. Die Hunde müssen lernen, dem Kind nicht nachzulaufen und sie nicht anzuspringen, wenn Kinder z. B. ein Wurstsemmerl essen. Wenn diese Regeln eingehalten werden, sind Unfälle im Normalfall vermeidbar, betont Barbara.
Den Sachkundenachweis, den sie gemeinsam mit einem Tierarzt abhält, findet sie grundsätzlich sehr sinnvoll. Allerdings haben 95 % der Absolventen ihren Hund bereits gekauft, ohne zu wissen, welcher Hund für sie geeignet ist. Der Sachkundenachweis sollte sich an zukünftige Hundebesitzer richten. So wäre es ihrer Meinung nach richtig.
Hundeerziehung hat, laut Barbara, nie ein Ende. Vor allem die ersten drei Hundejahre sind besonders wichtig zum Festigen des Gelernten. Und dann? Sie hat einen sehr guten Vergleich. „Wenn du Leistungssportler bist und nicht mehr trainierst, wirst du zuerst weniger und bald nichts mehr können. Genau so ist es mit der Hundeerziehung. Man muss immer dranbleiben.“ Die Hundeschule gibt nur die Gebrauchsanweisung, die Hausübung muss, wie der Name schon sagt, zu Hause gemacht werden. Und das ständig eingebunden in den Tagesablauf. Das ist das Schwierige.
Die Sache mit den Tierheimen
„Ein ganz heikles Thema“, meint Barbara. Privat braucht man eine bestimmte Größe, um einen Hund im Zwinger unterbringen zu dürfen und im Tierheim sitzen sie tagelang in ihren kleinen Zellen am Beton und bellen die anderen Hunde an. Ob das eine hundegerechte Haltung ist, weiß sie nicht. Sehr oft geht es auch um falsch verstandene Liebe, die im Tierheim ihr trauriges Ende findet.
Meisterführer in Gold
Meisterführer in Silber ist sie bereits. Und das heißt etwas, denn es viele bestandene Prüfungen mit verschiedenen Hunden notwendig. Es gibt nur ganz wenige Frauen in Österreich, die diese Auszeichnung tragen. Jetzt ist ihr großes Ziel den Meisterführer in Gold zu schaffen. Eigentlich hätte es bereits heuer 2020 bereits soweit sein sollen, aber dann ging es sich doch nicht aus. Aber 2021, wirds klappen – wir werden davon hören.