Superwoman war aus, gleich zu Beginn in ihrem neuen Buch IN BALANCE plaudert Conny aus ihrem nicht ganz reibungslosen Start ins Leben. Jetzt jedenfalls, ein paar Jährchen später, sitze ich einer sehr sympathischen Powerfrau in Balance gegenüber und ja, klar, möchte mehr wissen über sie und ihre Zielsetzung mit diesem Buch.
Der Weg zum Unternehmen „Fitness“
Ihre Familie, sie stammen aus Bayern, waren schon immer irgendwie mit Österreich verbunden, liebten die Gegend um Salzburg und hatten hier einen Wohnsitz. So kam es, dass ihre Mutter in Mondsee ein Fitnesscenter übernahm, das kurz vor der Pleite stand. Und das, obwohl das Thema Fitness im Familienbusiness überhaupt nicht verankert war. Genauer gesagt: Niemand hatte von diesem Geschäft eine Ahnung. Conny, die noch im BWL-Studium und im Immobiliengeschäft tätig war, übernahm nach einigen Jahren diesen Bereich. „Ich merkte, dass es mir taugte Leute dabei zu unterstützen, dass es ihnen besser geht“, erzählt sie leidenschaftlich. Ja, genau, da war dann noch die Sache mit dem Manager, den ihre Mutter mit der Leitung des Centers beauftragt hatte: Ein gewisser Christian Hörl.
IN BALANCE, warum dieses Thema?
„In einem Interview wurde ich einmal gefragt, wie ich denn all das schaffe, was ich mache. Zuerst dachte ich, dass das doch gar nichts Besonderes ist. Das schaffen doch viele. Kinder, Beruf usw. Aber im zweiten Schritt erkannte ich, dass ich wirkliche eine Menge machte, viele Hüte aufhatte.“ Sie lächelt und erzählt weiter, dass sie sich daraufhin näher mit dieser Frage auseinandersetze. Das Thema Balance rückte in den Vordergrund und wurde von ihr durchleuchtet. Was waren eigentlich ihre Erfolgsfaktoren.
Balance hat, wer Ungleichgewicht zulässt.
Conny Hörl
Warum ist BALANCE wichtig? Wie spürt man dass man in bzw. aus der Balance ist?
„Wir nehmen in der Regel nicht wahr, wenn wir in der Balance sind. Wir spüren, wenn wir aus der Balance sind, wenn wir gestresst sind, müde sind, zu viel Gewicht haben usw. Wenn wir in der Balance sind, nehmen wir das gar nicht so offensichtlich wahr. Vielleicht kurzfristig, wenn man sein Wunschgewicht erreicht hat. Das sind dann vielleicht ein paar wenige Wochen, wo wir uns in diesem guten Gefühl laben. Und erst wenn es wieder nicht mehr passt, merken wir: Aha, jetzt ist wieder ein Leidensdruck da. Das ist irgendwie ganz typisch für unser Leben. Ich vergleich das im Buch mit dem Wackelbrett. Unsere Aufgabe ist immer gegenzusteuern, immer zu versuchen, in Balance zu bleiben. Jetzt könnte man natürlich sagen, ich lasse einfach alles laufen. Aber was passiert dann: Ich falle vom Brett bzw. ich brenne aus, bekomme ein echtes gesundheitliches Problem. Es läuft auch in anderen Lebensbereichen aus dem Ruder. Deswegen ist es wichtig, es nicht laufen zu lassen, immer wieder dagegen steuern. In unserem limbischen System ist das tief verankert, der Mensch strebt nach Balance.“ Conny ist in ihrem Element. Man merkt, sie ist überzeugt von ihren Erkenntnissen, sie spricht von einem echten Anliegen.
Bis du in Balance?
Sie lacht! „Ich strebe es an. Merke viel schneller als früher, wenns nicht passt. Habe meine „in Balance“ Antennen und steuere viel früher dagegen, wenn etwas nicht passt. Auch bei mir gibts Tage, Wochen, wo ich bemerke, dass etwas sehr stark in eine Richtung kippt. Balance bedeutet auch zu akzeptieren, dass man sich immer wieder darum kümmern muss. Allein die Akzeptanz, dass das so ist, hilft einem dabei, dass man am Ende in sich ruht. Balance bedeutet für mich: Ich ruhe in mir, ich empfinge jetzt gerade Erfüllung, ich weiß, ich bin am Weg – was dann kurzfristig passiert, ist dann gar nicht mehr so wichtig.“
Was ist wichtiger – die körperliche oder die geistige Balance? Oder geht das eine ohne das andere gar nicht?
„Nein, ich glaube, es geht alles zusammen. Und dann gibt es noch den dritten Aspekt der Energie. Alle drei bedingen sich. Ohne gesunden Geist ist es ganz, ganz schwer, sich aufzuraffen, den Körper zu stärken – ein ganz, ganz enge Achse. Guter Geist, starker Körper bringt automatisch gute Energie. Aber ich kann mich auch energetisch aufladen, um die anderen Bereiche aufzuladen. Ein Beispiel aus der Meditation: Um meine Gedanken in die Stille zu bringen, muss ich erst einmal den Körper in die Stille bringen.“
Wer sollte diese Buch lesen? Was habe ich davon, wenn ich es lese?
Zwei Freundinnen hatte ich im Kopf, als ich dieses Buch schrieb. Ich habe ihnen dieses Buch auch gewidmet. Aber grundsätzlich ist es gedacht für Frauen um die 40, die einfach viele Hüte aufhaben. Mutter sein, beruflich aktiv und erfolgreich sein wollen, Eltern, einen Körper haben und für das alles zuständig sind. Auch ich habe und befinde mich immer wieder in diesem Spagat. Für mich und meine Kunden habe ich im Laufe der Jahre viele Erfolgsfaktoren gefunden, die Lösungen bieten und das möchte ich jetzt mit diesem Buch weitergeben. Es gibt so viele Sachen, wo du ansetzen kannst, wo du dich stärken kannst, auf verschiedenste Art und Weise, um diesen Balance-Akt leichter meistern zu können.“
Be ready for a perfect life!
Conny Hörl
Sehen Österreicher und Deutsche den Perfektionismus auf gleiche Weise?
„Ich glaube, wir gehen aufgrund unserer Kultur mit Perfektionismus ähnlich um. Der Deutsche ist vielleicht noch mehr Perfektionist. Disziplin, Fleiß und Ausdauer wurden verherrlicht – daraus entstand ja made in Germany. Der Österreicher ist schon etwas lockerer, hier gibts den bekannten österreichischen Weg. Perfektionismus ist ambivalent. Einerseits wollen wir unsere Sache gut machen, in jedem von uns schlummert so ein kleiner Perfektionist. Auf der anderen Seite wissen wir Perfektionismus wird mit Burn-out assoziiert, wird manchmal negativ dargestellt. Perfekte Leute sind langweilig, die kleinen Macken sind das, was sympathisch machen. Gesunder Perfektionismus unterscheidet sich vom ungesunden durch die Motivation, die dahintersteckt. Ich habe das innere Bestreben, etwas Cooles zu machen, in Japan gibt es den Begriff Kodawari – etwas so lange machen, bis es perfekt ist. Der negative Perfektionismus ist Perfektionismus, der daraus entsteht, keine Fehler zu machen. Entsteht aus der Angst, Fehler zu machen. Man sollte sich also hinterfragen, woraus entsteht meine Motivation.“
Was ist das größte Problem der Menschheit?
Über so große Fragen müsste man eigentlich länger nachdenken, meint sie. Aber dann kommt sie auf den Buddhismus zu sprechen. Buddhismus ist für sie keine Religion, sondern ein Training, eine Beschäftigung mit sich selbst, ein Erkennen von sich selbst. Welche Rolle spielst du, wie bist du eingebettet in diesem großen Ganzen, Leben und Vergänglichkeit, alles Fragen, die im Buddhismus eine große Rolle spielen. „Dieser Zugang zu sich selber beeinflusst automatisch den Zugang zu anderen. Man entwickelt eine große Achtsamkeit für alles, was passiert. Wenn jeder diesen Zugang zu sich selber finden würde, dieses Bewusstsein, dass man ja auch nur in ein großes Ganzes eingebettet ist, dann kann es gar keine Kriege geben, keine Konflikte, weil man automatisch in der Harmonie dieses großen Ganzen leben würde. Die Schlussfolgerung daraus ist, dass die Leute den Bezug zu sich selbst verloren haben, sie spüren sich nicht mehr, das Bewusstsein für das Eingebettet sein in ein großes Ganzes ist nicht vorhanden. Wenn wir das hätten, hätten wir keine ökologischen Probleme, das Bewusstsein für Natur, Umwelt und unser tun wäre da. Darin sieht Conny eine mögliche Lösung, auch für die Zukunft.
Wenn Conny einen Wunsch frei hätte….
„Ich strebe nach Harmonie und wünsche mir, dass sich innerfamiliäre Konflikte lösen.
IN BALANCE
Du musst nicht perfekt sein, um ein perfektes Leben zu führen
Verlag: Goldegg Verlag
ISBN: 978-3-99060-286-7
Seiten: 264
Autorin: Conny Hörl