Er hat sich ein bisschen verspätet, sein Fuß macht derzeit Probleme. „Aber alles halb so schlimm, der Physio bringt das wieder in Ordnung“, betont er. Wir treffen uns in den Räumlichkeiten, in dem schon bald seine neuen Bilder gezeigt werden. Jetzt sieht’s noch ziemlich nach Arbeit aus. Am Vormittag besorgte der Schauspieler noch schnell unzählige Beleuchtungsmittel, damit seine Kunstwerke im richtigen Licht erstrahlen. Keine Starallüren, kein übermittelter Fragenkatalog, keine PR-Berater. Nur er, eine Freundin, die ihm beim Aufbau hilft, und ich. Unkompliziert einfach. Wie schön!
Zwischendurch – wie kam es zum Titel der neuen Ausstellung?
Die Titel meiner Ausstellungen haben immer mit mir zu tun. Die erste Ausstellung hieß „Pack mas“, weil ich mit Packpapier arbeitete und Spanisch spreche und „mas“ auf Deutsch soviel wie „es geht los“ bedeutet. Der Titel der zweiten Ausstellung „Darf ich bitten“ hat damit zu tun, dass ich sehr gerne tanze und diese Worte auch eine Einladung aussprechen meine Bilder anzusehen. Ich bin ein Mensch der Sprache und das drückt sich dann in diesen Titeln wieder.
„Diese Ausstellung passiert jetzt einfach zwischendurch, eigentlich ungeplant.“
In der Galerie in der ich im Vorjahr ausstellte, fand ich die Bilder aufgeräumt in einer Kammer und das wollte ich nicht. Sie müssen gezeigt werden. Das war der erste Impuls. Den zweiten Impuls lieferte Edith Clever, meine Kollegin im Jedermann. Sie liebt meine Kunst und meinte, dass ich unbedingt wieder eine Ausstellung machen muss. Auf der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten zum Arbeiten und Ausstellen landete ich hier (Anm. d. R., Universitätsplatz 9, 1. OG), an diesem wunderbaren Platz.
Sie nannten sich in einem Artikel „Geschichtenerzähler“. Ein „Geschichtenerzähler“ mit Bildern?
Den Begriff Schauspieler finde ich so abgegriffen. Auch ein Fußballer der sich verletzt wird als Schauspieler beschimpft. Oder Menschen, die gar keine Ausbildung haben, bezeichnen sich so. Ich habe gemerkt, dass ich auf der Bühne, im Film aber auch beim Malen ein Geschichtenerzähler bin. Ich habe zu jedem Bild meine Gesichte und würde mich freuen, wenn die Betrachter sie auffängen. Muss aber nicht sein. Jeder kann auch seine eigene Geschichte haben. Jedes Mal, wenn ich auf dem Papier mit der Kreide eine Reise mache , bin ich indirekt in einer Geschichte.
Im Film oder Theater geht es für sie um die Umsetzung von Ideen anderer. Jetzt bei den Bildern sind es ihre Ideen, die Sie selbst umsetzen. Wie sehen Sie das?
Ja, das ist ein ganzer anderer kreativer Zugang. Ich bin da ganz für mich. Da ist kein anderer Mensch dabei und das ist etwas Schönes. Wobei der „Tod“ beim Jedermann in der jetzigen Version ist meine Erfindung. Ich bin schon ein sehr eigenbestimmter Mensch in meinen Rollen, aber ich habe bei der Umsetzung Helfer, wie Kostümbildner usw. In meinen Bildern finde ich mein eigenes Glück, manchmal auch Verzweiflung. Und es gibt Bilder, von denen ich mich nicht trennen kann.
Gibt es Zweifel in dieser neuen künstlerischen Rolle als Maler, gut zu sein?
Ich könnte nie ein Bild malen mit dem Zweck es zu verkaufen. Ich brauche Zeit, um ein Bild zu betrachten, um gut damit zu sein. Und wenn es keinen Sinn für mich macht, dann kommt es weg. Eigentlich wollte ich meine Bilder niemanden zeigen, erst Ulli (Anm. d. R., Ulli Dirmeyer, ehemalige Galeristin Weihergut) hat mich dazu überredet. Und dann ist es so passiert. Es kamen ganz viele Menschen meine Bilder zu betrachten. Leute, die mit Kunst zu tun hatten, aber auch andere. Und sie fanden sie toll, meine Kunst. Davon war ich natürlich sehr beeindruckt. Das Verrückte in der Kunst ist doch, dass letztendlich die Qualität im Erzählen liegt. Wie technisch ich erzähle, also wie technisch gut, sei dahingestellt. Das schönste Erlebnis hatte ich, als ein Pärchen aus Lissabon, eine halbe Stunde meine Bilder angeschaut hat. Eine halbe Stunde. Das sind die Momente wo ich weiß, warum ich das mache.
„Mein großes Glück ist, in diesem brutalen Kunstmarkt nicht überleben zu müssen.“
Auch meine Kollegen, vor deren Urteil ich wirklich Angst hatte, finden meine Bilder toll. Der Zweifel bestand in der Sinnfrage. Macht es Sinn, Bilder zu malen. Und ich kam zu der Antwort: Ja, es macht Sinn, wenn die Leute die Geschichten annehmen können.