Als ich am 11. April in den Zug nach Wien stieg, wusste ich nicht genau, was mich erwartete. Nur soviel, es wird interessant. Erstens, weil auf die Tipps meiner Wiener Freundin Jutta immer Verlass ist und zweitens das Thema Kunde Kaiser – die k. & k. Hoflieferanten dieser Artissimi Tour mich sofort angesprochen hat.
Es beginnt mit schlechtem Wetter
Nach entspannten, zweieinhalb Stunden Fahrzeit mit der Bahn, traf ich pünktlich um 10:00 Uhr im Café Mozart, dem genannten Treffpunkt, ein. Das Wetter meinte es nicht wirklich gut mit uns. Dass in Wien irgendwie immer der Wind bläst, wusste ich nach drei Jahren Studentenzeit. Die Kombination aus Regen, Kälte und Wind ist dann allerdings sogar für wettererprobte Salzburger keine optimale Verbindung für eine Stadtführung. Aber, Sie wissen ja, es gibt kein schlechtes Wetter……Elisabeth Wolf, die Artissimi Gründerin und Leiterin der Tour, holte mit ihrem Strahlen die menschliche Wärme sofort mit an Bord und schnell wurden die klimatischen Bedingungen zur Nebensache.
k. & k. Hoflieferant Wilhelm Jungmann & Neffe
Gleich neben dem Café Mozart befand sich unser erster Besichtigungspunkt. Das einzigartige Geschäft und k. & k. Hoflieferanten Wilhelm Jungmann & Neffe, Gott weiß wie oft ich daran schon vorbeigerannt bin. Jetzt endlich war es Zeit für eine Entdeckung.
Von den Eigentümern in Empfang genommen zu werden, ist heute keine Selbstverständlichkeit mehr, eher eine Ausnahme. Und Marie Theres Arnbon, die stolze Besitzerin hat viel zu erzählen über ihr Geschäft. Soviel, dass ich es mir beim besten Willen nicht alles merken konnte. Dass das Geschäft nach wie vor keine Heizung hat, daran erinnere ich mich sofort. Wahrscheinlich aufgrund der Kälte draußen und der nicht wesentlich wärmeren Bedingung im Geschäft. Früher gab es eine geheime Verbindung ins angrenzende Sacher und so mancher Geschäftsbesucher hatte andere Ziele als das Einkaufen, erzählt sie schmunzelnd. Ein wunderschönes, altes Auftragsbuch wird gezeigt. Nobel geschwungene Lettern erzählen von prominenten Kunden, Körpermaßen, gewählten Stoffarten und Farben, und bestimmten Besonderheiten auf die bei der Anfertigung zu achten sind. Viel gäbe es noch zu erfahren aber schon wartet die nächste Besonderheit.
k. & k. Hoflieferant A. E. Köchert
Nicht einmal die riesige Baustelle am Neuen Markt konnte uns am Betreten dieses wunderbar, verwinkelten Geschäftes des k. & k. Hoflieferanten A. E. Köchert abhalten. Ein Anruf genügt und Herr Köchert erscheint, führt uns gekonnt charmant durchs Haus und zeigt seine wahrlich prächtigen Schätze. Er erzählt vom Bewahren der Tradition und Erneuern, einem Spannungsfeld, das inspiriert und neue, wunderbare Kreationen hervorbringt. Es geht um die weltberühmten Sissy Sterne und einem klugen Schachzug als auch Swarovski Sissy Sterne anbot. Denn jetzt, so meint er lächelnd, sehen sehr viele Menschen die Kopien und so Mancher greifen dann doch lieber auf die Köchert Originale zurück. Sogar der Tresor mit antiken Schmuckstücken wird geöffnet und ich halte traumhafte Stücke unschätzbaren Wertes in zitternden Händen. Ein Erlebnis für sich.
k. & k. Hoflieferant Rudolf Scheer & Söhne
Den Glanz der funkelnden Schätze noch in den Augen, bewegen wir uns zum nächsten k. & k. Hoflieferanten, dem Schuhmacher Rudolf Scheer & Söhne. Hier trifft Tradition gekonnt mit Moderne zusammen. Es riecht nach Leder und auch das alte Gemäuer erzeugt spürbar – Atmosphäre. Es wird geklopft und gehämmert. Und dann kommt er, der sympathische Schuhmacher Markus Scheer. Er hat nur eines im Sinn, Schuhe machen. Für ihn das wichtigste auf Erden.
Er erzählt über Leisten, über seine Schuh-Philosophie, dem strengen Großvater und darüber wie er mit seinen Mitarbeitern arbeitet. Im sehenswerten Kellergewölbe befindet sich das private Schuhmuseum. Hier zeigen sich neben des Kaisers Leisten, Leisten von Franz Kafka und vielen anderen Persönlichkeiten.
k. & k. Hoflieferant J. & L. Lobmeyr
Ich kann mich kaum trennen von diesem ganz besonderen Geschäft und so kommt’s, wie’s kommen muss, meine Gruppe ist weg. „Eh klar“, würde mein in diesen Dingen leidgeplagter Ehemann rufen. Aber wer bitte findet nicht zum weltbekannten k. & k. Hoflieferanten J. & L. Lobmeyr? Dem Glasgeschäft Wiens. Andreas Rath, einer der Eigentümer in mittlerweile sechster Generation erzählt von Schwellenangst. Er wünscht sich, dass die Leute in sein Geschäft kommen. Einfach zum Schauen, zum Bestaunen dieser wunderbaren Glaskunstwerke. Ganz wichtig ist ihm die Zusammenarbeit mit Künstlern, auch wenn das manchmal ziemlich viel Aufwand bedeutet. Die Ergebnisse können sich immer sehen lassen. So zieren Lobmeyr Luster die Metropolitan Opera in New York. Nur eines von zahlreichen, bemerkenswerten Beispielen.
Es endet mit Herzenswärme
So viele Informationen, wunderbare, inspirierende Menschen. Individuelle Geschäfte abseits des Mainstreams, die ihresgleichen suchen, all das lässt mich von längst vergangen Zeiten träumen und schenkt Herzenswärme. Im Café Mozart, man muss unbedingt reservieren, wird mir, der unwissenden Salzburgerin, erklärt, lassen wir die Eindrücke Revue passieren. Es wird Zeit wieder nach Haus zu fahren. Mit ganz vielen schönen Gedanken im Gepäck. Wien, ich komme bald wieder!
Die k. & k. Hoflieferanten
In der österreichisch-ungarischen Doppelmonarchie wurden Händler oder Dienstleister (ab 1911 auch Unternehmen) als k. & k. Hoflieferanten bezeichnet, die eine Sonderbewilligung hatten, Dienstleistungen und Waren an den Hof in Wien zu liefern. Dieses Privileg wurde vom Kaiser bzw. Königs, auf Vorschlag des kaiserlichen Hofamtes, bzw. des Obersthofmeister, persönlich verliehen und konnte jederzeit wieder widerrufen werden. Bei den Auserwählten handelte es sich um Unternehmen, die in ihrer Branche führend waren, also den höchsten Qualitätsansprüchen entsprachen. Sie mussten mehrere Jahre geschäftliche Beziehungen zum Hofe pflegen und erst nach einer bestimmten Frist wurde über die Verleihung dieses Privilegs, einem Gütesiegel höchster Klasse, entschieden. Die fällige Taxe musste an den Hof entrichtet werden. Die Auszeichnung wurde natürlich für Werbezwecke verwendet und noch heute tragen Firmen mit Stolz diese Auszeichnung.