In Obertrum am See, mitten im Dorf, gibt es ein Keramikgeschäft. Oft schon bin ich daran vorbeigefahren, aber noch nie hatte ich es betreten. Das sollte sich ändern, denn eine liebe Freundin fragte mich, ob ich mit ihr und noch ein paar ihrer Freundinnen töpfern gehe. Töpfern? Das hatte ich noch nie ausprobiert. Mein Interesse war geweckt und schon war ich angemeldet, beim Töpferkurs in Lindas Keramikverksted..
Töpfern – der Selbstversuch
Das erste Mal trafen wir uns an einem Samstag um 9:00 Uhr morgens. Eine sehr nette Runde an Damen empfing mich und natürlich Linda, die Geschäftsinhaberin und Kursleiterin. Die erste Hürde war, herauszufinden was man eigentlich machen wollte. Das hatte ich mir nicht überlegt, die Entscheidung war aber schnell getroffen. Schüsseln sollten es werden, in unterschiedlichsten Größen. Erstens, weil ich mir dachte, das sollte ich schaffen und zweitens, weil man bzw. ich nie genug Schüsseln haben kann. Vor allem deswegen nicht, weil die Schwerkraft immer wieder zuschlägt und mein Geschirrbestand sich zusehends dezimiert.
Erste Schritte ins Töpfern
Ich bekam einen Block Ton überreicht und suchte mir aus einer Vielzahl von Formen, die für mich Passenden aus. Jetzt musste ich für eine der gewählten Schüsselformen eine entsprechend große Scheibe des Tonblocks abschneiden und auswalken. Danach stülpte ich den Ton über die Form und versuchte – mithilfe von Linda – diese Schüssel zu kreieren. Der Ton roch erdig, fühlte sich zuerst kalt an, doch je länger man ihn in Händen hatte, desto gefügiger, geschmeidiger lies dieses Material mit sich umgehen. Erste Erkenntnis – ich hatte viel zu viel Ton genommen und der „Abfall“ war ziemlich groß. Nun galt es den oberen Rand schön, gerade abzuschneiden. Na ja, gerade ist ja nicht gerade oder doch? Ganz ehrlich – ich hab vergessen, was ich jetzt noch alles tun musste. Am Ende hatte ich jeden Falls eine große, zwei mittlere und sechs kleine Schüsseln. Es war eine Freude, sie zu sehen, wie sie so dastanden und auf ihre weitere Vollendung warteten. Jetzt war Linda dran, sie musste die Gefäße im Ofen brennen. Der nächste Bearbeitungstermin wurde festgelegt.
Schleifen und Glasieren
Beim nächsten Treffen, wieder samstags um 9:00 Uhr morgens ging es darum, die Stücke zu schleifen, also eine feine Oberfläche zu erhalten und danach die Farbe der Glasur mit dem Pinsel aufzutragen. Gott sei Dank, waren alle unsere Kostbarkeiten ganz geblieben. Es kann nämlich vorkommen, dass das Gefäß im Ofen bricht. Linda gab genaue Anweisungen wie geschliffen und wie oft und wo gepinselt werden sollte. Nach getaner Arbeit legten wir unsere Werke wieder vertrauensvoll in ihre Profi-Hände. Alles musste nämlich wieder im Ofen gebrannt werden. Nach ca. 10 Tagen könnten wir alles abholen, wurde uns erklärt.
Mein Ergebnis
Endlich, es war so weit – ich konnte meine Schüsseln abholen. Ein bisschen schief, ein bisschen unrund, sichtbare Spuren von meinen Fingern zeigten sich dort und da, einzigartig eben. Und selbst gemacht! Ich liebte sie, so wie sie waren, bin wirklich stolz auf meine Werke. Eine wunderbare Erfahrung, die nach Wiederholung ruft.
Aber wer ist eigentlich Linda Amdam?
Linda Amdam kam der Liebe wegen aus dem hohen Norden, genauer genommen aus Norwegen, nach Österreich. Mittlerweile weiß sie nicht mehr so genau, ob Norwegen oder doch Österreich ihre Heimat ist. „Manchmal spiele ich schon mit dem Gedanken wieder nach Norwegen zu ziehen, aber das hier alles aufgeben. Nein, das geht nicht“, erzählt sie. Mit der sehr weiten Entfernung zu ihrer Familie hadert sie dann doch immer wieder einmal. Die Mutter zweier erwachsener Töchter liebt ihren Beruf, der aus einem Hobby entstand. „Was gibt es Schöneres, wenn du dein Hobby zum Beruf machen kannst und die Leute das dann auch noch mögen, was du machst. Das ist doch das schönste Geschenk im Leben!“ Wir sitzen, gut gepolstert, auf zwei Paletten vor ihrem Geschäft und sie strahlt mich an. Auch sie hätte es erst lernen müssen, den Charme des Unperfekten zu erkennen, ja, anzunehmen, spricht sie weiter. Am Anfang ihrer Karriere wollte sie nichts verkaufen, was nur ein bisschen schief war. Davon hat sie sich längst verabschiedet, denn es handelt sich um Handarbeit, keine Maschinen.
Das Thema Töpfer Workshops
Der anhaltende Trend zum Selbermachen, ist für sie ein Glücksfall, schließlich lebt sie genau davon. Neben dem Verkauf von Keramikwaren und dazu passendem Allerlei bietet sie auch Workshops an. In diesen lernt bzw. zeigt sie ihren Kunden die Kunst des Töpferns. Dass es beim Töpfern um eine meditative Handlung geht, ist vielen bereits bekannt und so kommen auch ganze Abteilungen verschiedenster Unternehmen zu ihr, um gemeinsam etwas zu schaffen. Auch Geburtstagsfeiern werden in Form von Töpferkursen abgehalten. „Jeder hat dann etwas gemacht, das ihn immer an diese Feier erinnert“, meint Linda. Für namhafte Restaurants hat sie schon Geschirr angefertigt und in Hotels kann so manches Waschbecken Made by Linda bestaunt werden. „Das ist die beste Werbung!“. Davon ist sie überzeugt.
Von ihren Kunden wünscht sie sich nur eines: Dass sie mit ihren Kunstwerken glücklich sind und diese auch verwenden. Nicht mehr und nicht weniger……
Ein Aufruf zum Töpfern
Mir hat dieser Töpfer Workshop wirklich sehr viel Spaß gemacht. Und mit meinen Schüsseln, die fast täglich in Verwendung sind, habe ich eine große Freude. Sogar mein kritischer Männerhaushalt nickte wohlwollend beim Anblick meiner Werke. Vielleicht habt ja auch ihr Lust bekommen Töpfern auszuprobieren. Hier geht’s zu Lindas Keramikverksted