Sabine Steindl’s Kolumne
Irgendwann muss es passiert sein. Irgendwann hat Weihnachten den Weg verloren. Falsch abgebogen sozusagen. Irgendwie auch kein Wunder bei all den neuen Masten die da jetzt in der Landschaft herumstehen und mächtig dazwischen funken. Vielleicht liegt’s auch daran, dass bei uns das Christkind unterwegs ist, nicht der Weihnachtsmann. Da war doch irgendwas mit Mann und Frau und Orientierung – oder? Also dieses Weihnachten, wer auch immer es lenkt, hat die Stille, die Besinnung, den eigentlichen Zweck verloren. Weihnachten ist laut, stressig, punschgeladen und materiell geworden, hört man.
Unser Weihnachten nicht. Sorry Christkind und Co. Wir sitzen selbst am Weihnachtssteuer und geben selbstbestimmt unsere Richtung vor.
Christbaum
Der Fichtenbaum aus unserem Wald, der „fast“ demokratisch von meinen Söhnen, meinem Mann und mir ausgewählt wird, zeigt erst zu Hause seine wahre Schönheit. Unter all seinen Baumkollegen im Wald sind diverse Mängel, wie zu wenig Äste auf der einen Seite, viel zu lange Zweige auf der anderen Seite und vieles mehr, einfach nicht auszumachen. „Heuer wieder Tschernobyl-Baum“, heißt es dann lapidar in der nicht Hochglanz-Nordmann-Tannen verwöhnten Familie. Mein schöner Weihnachtsschmuck sorgte stets für etwas Ausgleich. Letztes Jahr allerdings hatte mein Mann in der Garage aufgeräumt. Grundsätzlich eine sehr gute Sache. Dass eine Vielzahl schöner Kugeln dieser Aufräumaktion zum Opfer fielen, merkte ich leider viel zu spät. Und so kam es, dass der Baum natürlich glänzte, gesegnet mit ein wenig Aufputz und viel Gelächter.
Weihnachtsessen
Unser traditionelles Weihnachtsessen, Rindsuppe mit Nudeln und Würsteln bedarf auch keines großen Aufwandes. Noch dazu, wenn der Austragungsort des Weihnachtsessens bei meiner Mutter liegt. Die Einfachheit des Essens wird allerdings jedes Jahr von meinen essbegeisterten Söhnen in Frage gestellt. Als Maximilian, mein Erstgeborener vor ein paar Jahren meinte, er müsse später einmal so viel verdienen, dass er sich eine Köchin leisten könne, da haben auch meine Mutter und ich kurz an eine Weihnachtsmenü-Veränderung nachgedacht. Aber nur kurz, denn Traditionen soll man nicht brechen. Davon sind alle mittlerweile überzeugt. Besser gesagt, überzeugt worden.
Geschenke
Ja und dann wären da noch die Geschenke. „Wir schenken uns nichts mehr, wir haben alles!“, mit dieser Aussage lies mein Vater vor geraumer Zeit aufhorchen. Nur die Enkelkinder wurden von dieser neu aufgestellten Regel in meinem Elternhaus ausgenommen. Während mein lieber Mann diesem Vorschlag begeistert zustimmte, mein Schwager sich der Stimme enthielt, brauchten meine Mutter, Schwester und ich doch ein wenig Bedenkzeit. Aber wer meinen Vater kennt, der weiß: Gesagt, getan! Auf diese Weise reduzierten sich die zu Beschenkenden in unserer Familie maßgeblich und einem entspannten Weihnachten stand bzw. steht nichts mehr im Wege. Diesem stillen, besinnlichen und dem eigentlichen Zweck dienenden Weihnachtsweg.
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