Josef Wenger hat trotz oder gerade wegen seiner 80 Jahre, viel zu tun. Es hat sich längst herumgesprochen, dass seine Krippen einzigartig sind. Aber eines gleich vorweg – sie sind nicht käuflich. Warum? Weil er nicht käuflich ist. Der Krippenbauer fertigt nur für Leute, die er mag.
Wie er zur Krippe kam
Alles begann mit einem Besuch einer Krippenausstellung. Josef Wenger, der gerade sein Unternehmen, die Schlosserei Wenger, vertrauensvoll in die Hände seines Sohnes übergeben hatte, gefielen die gezeigten Krippen. Und er hatte jetzt Zeit. Spontan meldete er sich zum angebotenen Krippenkurs an. Die Zeit verging und der Krippenkurs rückte in weite Ferne. Das Vorhaben aber blieb. Nach einem Jahr, Weihnachten war schon ziemlich nahe, rief er beim Krippenleiter an und erfuhr, dass der Kurs heillos überbucht war. Keine Chance, einen Platz zu bekommen. „Was brauchen wir Handwerker einen solchen Krippenkurs? Wie man ein Holzbrettl abschneidet und zusammen nagelt, das werden wir ja wohl zusammenbringen. Auch ohne Kurs!“, meinte der gelernte Schlosser überzeugt zu seiner Frau. Gesagt getan!
Hier geht’s rein ins Gasthaus
Durch’s Fesnter zeigt sich der Kachelofen
Nicht alle waren von der nackten Kellnerin im Obergeschoß begeistert. „Aber g’spechtelt haben’s doch alle“, lacht er. Und manche meinten gar, den Vorhang hätte man zuziehen sollen.
Aller Anfang ist schwer
Sein Erstlingswerk wurde ein wunderschönes Vogelhaus. Der Beweis war erbracht, er konnte auch in diesem Gewerbe bestehen. Josef Wenger war bereit, sich himmlischeren, also höheren Aufgaben zu widmen und keinem Geringerem als dem Christuskind mit all seinen möglichen Gefährten, eine Bleibe zu zimmern. Als eine große Herausforderung stellten sich die Figuren heraus. Den Körper fertigte er aus Holz, die Arme aus Draht, die mit einer Schraube angeschraubt wurden. Soweit so gut.
Das Gewand
Natürlich brauchten die Figuren auch das entsprechende Gewand und da kam Josef Wengers Frau, eine gelernte Schneiderin, ins Krippen-Spiel. „Mit Zahnstochern hat sie Pullover für die Figuren gestrickt“, meint er, sichtlich stolz. „Aber dann hätten wir bald den Scheidungsanwalt gebraucht! Immer hat sie, zum Probieren, die Figuren an- und ausgezogen. Dabei musste sie jedes Mal die Schrauben öffnen“, erzählt er aufgebracht. Was zur Folge hatte, dass die Schrauben ausleierten und nicht mehr hielten. „Die Arme der Figuren hingen nur mehr schlaff herunter!“ Heute kann er darüber lachen. Nachdem die Anweisung des Krippenbauers an seine Frau, die Teile doch zweiteilig zu stricken und dann hinten zusammen zu nähen, bei der Schneiderin auf taube Ohren stieß, wurde die Zusammenarbeit beendet. Gott sei Dank! So wurde kein Anwalt strapaziert und die Ehe hält bis heute.
Viel Handwerkskunst ist nötig
Bei einer Krippenausstellung im Museum Carolino Augusteum, heute Salzburg Museum, sah er Figuren Rohlinge liegen und wie diese gemacht waren. Ab nun fertigte auch er nach dieser Methode. Der Kopf und die Füße sind nun aus Fimo, einer Art Plastilin, das nach der Formung im Ofen gehärtet wird und danach geschnitzt werden kann. Die Hände werden in Blei gegossen, an den Körper gelötet und sind biegbar. Sie können Richtungen anzeigen, Besen halten und vieles mehr. Anschließend wird die Figur mit Draht verbunden und mit Stoff umwickelt. Der Stoffbedarf richtet sich danach, welche Körperformen gewünscht sind. Danach werden die Figuren bemalt und angezogen. Cirka 2 1/2 Stunden braucht man für eine Figur. Aber auf Zeit darf man nicht achten, sonst ist es das falsche Hobby.
Der Lohn für die Krippe
Mittlerweile haben schon zahlreiche Personen Krippen von Josef Wenger. Sogar nach Amerika wurde eine Krippe geschickt. Für eine Kundin der Schlosserei fertigte er eine Krippe, besser gesagt ein ganzes Dorf im südfranzösischen Stil. Sie hatte mehr als 100 alte, französische Krippenfiguren. Bezahlen hat er sich dafür nicht lassen. „Das habe ich nicht not“, betont er. „Mir ist wichtig, dass die Leute eine Freude haben und wenn bei der Übergabe die Tränen fließen, dann ist das für mich der schönste Lohn“, meint er strahlend.
Andrea, eine himmlische Fügung
Das Gewand fertigt mittlerweile seine „fast“ Schwiegertochter Andrea. Aber nicht nur das Gewand. „Sie ist ein Glücksfall“, wie er meint und zeigt mir stolz eine Figur die sie gemacht hat. Mittlerweile macht sie auch schon ganze Krippen. „Sicher muss ich ihr bei den technischen Sachen helfen. Da merkt man dann schon, dass sie Krankenschwester ist“, sagt der Krippenbauer schmunzelnd.
Maria Plain als Krippe
Gerade hat Andrea ihr ganz großes Krippenprojekt abgeschlossen. Ein Geschenk an Familie Moshammer vom Gasthof Maria Plain in Salzburg. Wer genau hinschaut, wird so manches Familienmitglied bzw. Gebäude wiederkennen.
Die Werkstatt des Krippenbauers
Andrea darf auch in die Werkstatt im ersten Stock seines Hauses. Seine Frau hat hier – vorbeugend – Zutrittsverbot. „Es schaut halt aus, wie es in einer Werkstatt ausschauen muss“, sagt der Krippenbauer überzeugend.
Die Wilde Jagd vom Untersberg
Ein uralter Brauch im Salzburger Land, den die Mitglieder der Heimat- und Brauchtumsgruppe Jung Alpenland nach wie vor pflegen. Am zweiten Donnerstag im Advent treffen sich die zwölf Figuren an einem geheimen Ort und ziehen lärmend und polternd von Hof zu Hof. „Glück hinein, Unglück hinaus, es zieht das Wilde Gjoad ums Haus!“, ruft der Vorpercht. Dann folgt ein Rundtanz der Figuren, von Trommelschlägen und Klarinettenklang begleitet. Als Referenz liegt das Wilde Gjoad zum Schluss flach am Boden. Ein mystisches Spiel. Die zwölf Figuren heißen: Vorpercht, Tod, Rabe, Moosweiberl, Baumpercht, Hahnengickerl, Riese Abfalter, Bär, Bärentreiber, Hexe, Habergeiß und Saurüssel
Josef Wenger hat die Figuren auf eindrucksvolle Weise dargestellt:
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