Dr. Schubert, der VIVAMAYR Kurarzt

Schon während des Medizinstudiums zum Allgemeinmediziner studierte er zusätzlich Akupunktur, um seinen Horizont zu erweitern und weil ihn die chinesische Heilkunst interessierte. Es folgte die Ausbildung der chinesischen Pharmakologie. Bei seinem Turnus im Krankenhaus Amstetten meinte der Primar auf der internen Station, wenn er wüsste, was er tut, dann kann er sein zusätzlich erworbenes Wissen gerne anwenden. Dabei blieb es aber nicht. Sowohl der Primar der Unfallstation als auch der Primar der Orthopädie ermöglichten ihm, sein Zusatzwissen anzuwenden. Obwohl seine Haupt-Versuchskaninchen waren seine Familie und da zeigten sich erstaunliche Ergebnisse. 

Dann absolvierte er die Facharztausbildung Orthopädie. Aus familiären Gründen zog Dr. Schubert nach Altaussee, operierte im Krankenhaus Bad Aussee und eröffnete eine Privatordination, in der er auch alternative Methoden wie Akupunktur, chinesische Kräutermedizin und Stoßwellentherapie anbot. Die Nachfrage nach diesen zusätzlichen alternativen Heilmethoden stieg ständig. Als 2015 das VIVAMAYR Kurhotel in Altaussee gebaut wurde, wurde er gefragt, ob ihn die Mayr-Medizin interessierte. Nach Absolvierung des ersten Kurses in diesem Zusammenhang implementierte er sein neues Wissen in das Angebot seiner Privatordination. Für chronisch orthopädische Schmerzpatienten (Rheuma, chronische Rückenschmerzen u. v. m.) eine perfekte Lösung. Es folgten weitere Ausbildungen: Funktionelle Myodiagnostik, Ernährungsdiplom, Kurarztdiplom. Alles ideale Kombinationen zur Schulmedizin, ist Dr. Schubert überzeugt und meint: „Wenn man es geschickt macht, kann man sich von überall die Rosinen herausholen und mit Rosinen kann man einfach besser heilen!“

Heute ist Dr. Schubert medizinischer Leiter des Kurhotels VIVAMAYR in Altaussee. Ich habe den sympathischen Arzt zum Interview gebeten:

Warum ist es wichtig, die F. X. Mayr Kur dem Heute anzupassen?

Im Prinzip ist es so, dass sich die Grundpfeiler der Mayer Kur nicht verändert haben. Zu den Grundpfeilern zählen die Schonung des Verdauungsapparates, also eine monotone Ernährung, die Darmreinigung und die Baubehandlungen. Zur damaligen Zeit waren Semmel und Milch noch wertvolle Lebensmittel, die sich in den letzten dreißig Jahren massiv verändert worden sind. Der Weizen hatte z. B. 10 – 15 % Glutenanteil, heute hat er 80 % und ein Testizid eingezüchtet, das bedeutet, dass der Weizen für den Menschen nicht mehr gut bzw. schwerer verdaulich ist. Auch bei der Milch kam es zu Veränderungen. Eine Kuh hat früher 20 – 30 Milliliter Milch produziert, eine Bio-Kuh produziert mittlerweile 30 – 40 Milliliter und die Industriekuh bis zu 60 Liter pro Tag. Das kann nicht mehr das sein, was eigentlich aus der Natur kommt. In den 80er und 90er-Jahren wurde in der Mayr Kur der Weizen Richtung Dinkel ausgetauscht. Dann wurde die Kuhmilch gegen Schaf- und Ziegenmilch getauscht. Aber auch die Diät insgesamt wurde verändert. Es wurden verschiedene Fastenstufen eingeführt. 

Was ist die milde Ableitungsdiät?

Die milde Ableitungsdiät ist eine modifizierte Trennkost, bei der man Gemüse mit Protein oder mit Kohlenhydrat als Mittagessen empfiehlt. Alles, was schwerer verdaulich ist, lässt man weg. Das sind vor allem die blähenden Dinge wie Hülsenfrüchte, Zwiebel, Knoblauch, Kohl, Karfiol, Kraut, Paprika, scharfe Gewürze, Pilze. Auch auf Rohkost und Obst wird verzichtet. Mit diesen Vorgaben kann man dann eine gewisse Zeit kuren. Im nächsten Schritt werden diese Produkte langsam wieder im Nahrungsplan aufgenommen. 

Wie lange sollte die Kur dauern?

Idealerweise sollte man seinem Körper zumindest drei Wochen Zeit geben. Das bedeutet nicht, dass man drei Wochen in einer Klinik sein muss, aber man sollte dem Verdauungsapparat drei Wochen Zeit geben, um die gröbsten und ersten Schritte gemacht zu haben. Wenn man sich die Heilung von Gewebe im Körper ansieht, dann dauert diese ca. 3 Monate. Die Darmschleimhaut braucht ungefähr eine Woche, um sich einmal komplett zu erneuern. Darum ist bei uns der Mindestaufenthalt mit einer Woche festgesetzt. 

Gibt es einen Kurbonus für den Alltag danach?

Wenn man sich wirklich drei Wochen Zeit nehmen kann, ist der Effekt ca. 3 – 6 Monate spürbar. Das hängt natürlich stark vom weiterführenden Lebenswandel ab. Uns geht es vor allem darum, dass die Patienten lernen, bewusst zu essen, gut zu kauen, sobald man satt ist, aufhört zu essen, zwischen den Mahlzeiten zu trinken, 4 – 5 Stunden ohne Nahrungsaufnahme zwischen den Essen einzuhalten, ein kleineres Abendessen oder dieses sogar wegzulassen. Mit diesem Potpourri an relativ einfachen Regeln können sie Lebensqualität gewinnen. Ich empfehle, einmal im Jahr eine Entgiftungskur zu machen. Eine Auszeit zu nehmen, das gab es ja schon in allen Religionen und auch viele Naturvölker leben nach diesem Prinzip.

Was passiert im Körper am Anfang der Kur?

Am Anfang der Kur fühlen sich die Gäste schwächer, das ist eine klassische Nebenwirkung der Mayr-Medizin, weil die Körperenergien in Regeneration und Entgiftung investiert werden und dadurch für alle anderen Dinge, die normalerweise nebenbei laufen, weniger Energie da ist. Man kann es sich so vorstellen: Alle Zellen wollen die Chance nützen, ihren „Mist“ loszuwerden, hauen diesen – sozusagen – vor die Tür und das Blut- und Lymphsystem muss das dann wegputzen. Ich spreche gerne von Autobahnenstraßensystem, also in diesem ist der „Mist“ natürlich plötzlich viel höher. Plötzlich muss die Niere mehr arbeiten, der Verdauungstrakt und die Leber mehr ausscheiden, mehr Giftstoffe zirkulieren durch den Körper, der Geist wird ein wenig vernebelt und es ist für den Körper anstrengender. Es ist aber nicht so, dass der Körper in eine Schwäche geht, sondern er nützt seine Energien anders. Spüren tut man das in den diversen Nebenwirkungen, die heut nach wie vor vorhanden sind, aber lange nicht mehr so wie früher.

Eine Reinigung des Darms bedeutet immer auch eine Reinigung des Geistes.

Dr. Schubert

Spielt auch das Thema Angst eine Rolle?

Ja, definitiv. Eine Reinigung des Körpers, besonders wenn man den Darm als Hauptorgan dafür hernimmt, ist immer auch eine Reinigung des Geistes. Mittlerweile weiß man, dass die Darm-Hirn-Achse eine ganz große Rolle spielt. Alzheimer, verschiedene neurodegeneranativen Erkrankungen hängen mit der Darmflora in einem gewissen Zusammenhang. In den letzten 10 – 15 Jahren wurde aus diesem Grund die mentale Begleitung immer wichtiger. Wir bieten Klangschalentherapie, Wassershiatsu, emotionale Entgiftung, Meditation, Atemtherapie tragen diesen Anforderungen Rechnung. Es kann schon sein, dass während der Kur Ängste entstehen. Deswegen ist es so wichtig, dass mit dem behandelnden Arzt bei der Bauchbehandlung alles zu besprechen. 

Sind die Nebenerscheinungen vom vorangegangenen Alltagsleben abhängig?

Teils teils. Manchmal haben wir Ehepaare da, wo der Mann wenig von Gesundheitsvorsorge hält und die Dame wirklich tüchtig und brav viele Dinge gut macht und dann bei der Kur leidet die Dame dahin und dem Mann geht es ausgezeichnet. Natürlich ist auch der andere Weg möglich. Ein bisschen kann man es vergleichen mit dem Schälen einer Zwiebel. Nicht jede Schale, die man von der Zwiebel entfernt, führt zu gleich starken Tränen in den Augen. So ist es auch bei der Entgiftung. Es hängt sehr viel davon ab, wie viel ist der Körper gerade bereit zu tun und wie empfindlich ist er gerade. Viele Faktoren, die wir noch gar nicht kennen, spielen da mit. Jede Kur verläuft anders.

Was würden Sie sich wünschen, wenn Sie einen Wunsch frei hätten?

Ich würde mir wünschen, dass die Gesundheitsbewusstheit ein Pflichtgegenstand in der Schule wäre. Die scheinbare Fürsorge der Politik von heute sollte in Wirklichkeit in eine Nachhaltigkeit gehen. Fragen wie, wie isst man, wann isst man, was isst man, im Grunde genommen das, was wir hier den Erwachsenen beibringen, sollte schon in der Allgemeinbildung verankert sein. Dass auch Turnstunden in der Schule massiv erhöht werden, denn ohne Bewegung geht gar nichts.