Am Anfang war alles nur Spaß. Worum es bei Instagram eigentlich geht, war nicht so wirklich klar. Heute 5 Jahre später haben Viktoria und Charline, die beiden Studentinnen aus Salzburg, eine doch beachtliche Menge an Followern. Was sie über ihr Leben als Instagram Influencer denken, was sie lieben und was sie stört – ich habe nachgefragt:
Wie hat alles begonnen?
Viktoria: Ich habe am Anfang die Filterfunktion auf Instagram, zum Bearbeiten meiner Fotos genutzt. Alles andere hat mich nicht wirklich interessiert. Aber irgendwann hat es angefangen, richtig Spaß zu machen gute Fotos zu posten, und dann ging alles sehr schnell.
Charline: Ich glaube, es war in der Maturaklasse, da hat Viktoria mich dazu überredet, auch Fotos auf Instagram zu posten. Und nachdem wir beste Freundinnen sind und wirklich fast alles gemeinsam machen, habe ich auch das gerne mitgemacht.
Wieviel Zeit muss investiert werden?
Charline: Das ist wirklich schwer zu beantworten. Wir machen diesen Job neben unserem Wirtschaftspsychologiestudium und das geht ganz gut. Wie viel Zeit wir benötigen, hängt von vielen Dingen ab. Das Wetter, also das Licht ist sehr wichtig und die Location spielt eine große Rolle.
Viktoria: Ja, genau. Wir fahren gerne in andere Städte wie Wien oder München, um Abwechslung in die Bilder zu bekommen. Außerdem achte ich immer darauf, dass die Outfits zum Hintergrund passen.
Charline: In Salzburg gibt es wirklich schöne Plätze, aber irgendwie waren wir da schon überall. Sehr oft sogar. Jetzt in der Krise konnten wir ja nicht herumfahren, das war nicht gut und hat sich sofort auf die Followerzahlen ausgewirkt. Unsere Follower verlangen nach Abwechslung.
Würdet ihr eure Tätigkeit als Job bezeichnen?
Charline: Es ist eine selbstständige Tätigkeit, bei der ich entscheiden kann, welche Kooperationen ich annehme, oder eben nicht. Ich habe aber keine geregelten Arbeitszeiten und kein fixes Einkommen, das ist der Unterschied zu einem „normalen“ Job.
Viktoria: Bei mir hat sich das Ganze jetzt schon immer weiter entwickelt. Sowohl zeit- als auch umsatzmäßig. Meine Subkooperationen mit großen Playern im Modebereich, wo ich auch viel weg war und wirklich viel zu tun hatte, das war richtig cool. Corona hat momentan viel verändert. Projekte wurden verschoben, oder ganz aufgehoben und wir konnten nicht reisen, das hat uns sehr eingeschränkt.
Wie kommt ihr zu Kooperationen?
Charline: Es ist so, dass Firmen auf uns zukommen und bei uns anfragen, ob wir bestimmte Produkte bewerben wollen. Was wir aber auch machen ist, dass wir alles was wir tragen mit den entsprechenden Markennamen taggen, also verlinken. Auf diese Weise, das kommt auch öfter vor, werden die entsprechenden Marken auf uns aufmerksam und kontaktieren uns.
Viktoria: Es ist sehr schwierig zu den großen Marken Kontakt aufzunehmen. Die kommen auf einen zu, nicht umgekehrt. Es gibt auch ganz viele Marken, die nur auf Instagram existieren und richtig gute Teile haben, für die arbeiten wir auch.
Charline: Das sind Marken, die waren vorher überhaupt nicht existent und sind erst durch Instagram groß geworden. Teilweise haben die jetzt sogar Geschäfte. Verkaufen also on- und offline.
Viktoria: Also, wenn es Instagram nicht mehr gäbe, da wären ganz viele Marken auf einmal wieder verschwunden.
Bezeichnet ihr euch als Influencer?
Charline: Ich würde sagen wir sind Content Creator. Wir kreieren Content für andere.
Viktoria: Ich mag dieses Wort „Influencer“ gar nicht. Aber wir sind auf alle Fälle mehr Influencer als Blogger, weil wir natürlich Menschen beeinflussen. Am Anfang sind wir belächelt worden, weil niemand verstand, was wir da eigentlich machen. Aber ganz ehrlich, uns hat es einfach immer Spaß gemacht und nach der Matura hatten wir viel Zeit, um Fotos für Instagram zu machen.
Wie reagiert euer Umfeld auf euren Job?
Viktoria: Das kommt ganz darauf an, mit wem ich spreche. Meine Oma, sie ist 90 Jahre alt, ist richtig stolz auf das, was ich da mache. Sie nimmt alle Pakete von mir an und erzählt z. B. ihrer Friseurin, immer neue Stories von mir.
Charline: Ich finde, es ist besser geworden. Die Leute sehen jetzt, welche Waren wir zugeschickt bekommen, das wir Geld verdienen und auch auf Reisen gehen können.
Viktoria: Die Tätigkeit wird jetzt anerkannt. Obwohl noch immer große Unterschiede zu z. B. Deutschland sind. Dort ist die Bezahlung besser und deutsche Instagramer werden, auch bei gleicher Followeranzahl, den Österreichischen vorgezogen. Keine Ahnung warum.
Charline: Ja, genau. Es gibt eine österreichische Influencerin, die hat ihren Wohnsitz deswegen nach Berlin verlegt.
Habt ihr genaue Richtlinien was ihr macht und was nicht?
Charline: Ich schaue mir genau an, was ich machen möchte und was nicht. Ich zeige nur Dinge, von denen ich selbst überzeugt bin. Alles andere wäre unseriös. Ich nehme die Verantwortung meinen Followern gegenüber sehr ernst.
Viktoria: Je größer meine Followeranzahl wurde, umso genauer musste ich schauen, welche Aufträge ich annehme. Früher waren wir sicher leichter dazu verleitet, Aufträge anzunehmen, des Geldes wegen. Das gebe ich ganz ehrlich zu. Jetzt schaue ich sehr genau, dass ich hauptsächlich Mode zeige und keinen Mischmasch anbiete.
Was macht ihr, wenn ihr das Studium abgeschlossen habt? Weiter?
Charline: Das kann ich wirklich noch nicht sagen. Vielleicht arbeite ich auf Instagram nebenberuflich weiter, falls sich das zeitmäßig ausgeht. Mal sehen.
Viktoria: Mir geht es ähnlich. Ich habe mich dazu entschlossen nach Abschluss des Wirtschaftspsychologiestudiums nicht gleich den Master anzuhängen, sondern arbeiten zu gehen. Sehr gerne im Modebereich, aber auch der therapeutische Bereich interessiert mich sehr. Ich weiß wirklich noch nicht genau, was es wird. Wahrscheinlich muss ich es erst einmal ausprobieren, was zu mir passt.
Ist es heute noch ratsam als Influencer zu beginnen?
Charline: Ich glaube der Markt ist gesättigt. Heute ist es echt nicht mehr einfach auf Instagram durchzustarten. Der Algorithmus auf Instagram ist da auch so eine Sache.
Viktoria: Es ist deutlich schwieriger geworden, Follower zu bekommen. Aber es gibt schon noch Mädels die – aufgrund von was auch immer – richtig viele Follower bekommen. Und was man auch sagen muss, es gibt einfach schon so viele die das machen.
Charline: Darum gehen auch viele zu Reality Shows, um bekannt zu werden. Vor allem in Deutschland.
Was nervt am Instagram Dasein?
Viktoria: Nicht jeder Tag ist ein guter Tag und trotzdem musst du dich jeden Tag anschauen und siehst alles, was anderen gar nicht auffällt. Vor allem, wenn man anfängt, sich mit anderen zu vergleichen, dann kann es schon schwierig werden. Ich glaube schon, dass wenn man noch sehr jung und unerfahren ist, dieses „Schön sein müssen“ eine Gefahr darstellt.
Charline: Die Abhängigkeit von Instagram. Früher hatte ich teilweise verletzende Kommentare, das ist natürlich auch nicht lustig.
Viktoria: Die Leute die einem von Instagram kennen, glauben ja, dass sie einen wirklich kennen. Dabei ist das ja nur das Bild, das sie sich selbst von einem gemacht haben. Vielleicht stimmt dieses Bild aber gar nicht mit dem, wie ich wirklich bin überein. Das nervt schon.
Was ist für euch wichtig?
Viktoria: Für mich ist ganz wichtig, dass ich das Ganze nicht zu wichtig nehme. Es wirkt ja alles so toll und schön. Aber das ist eh klar, wir posten ja keine Fotos, die schlecht sind. Man muss ganz fest am Boden bleiben und sich sagen, das sind nur Fotos, das ist nicht die Realität.
Charline: Genau! Ganz ehrlich, manches scheint viel toller zu sein, als es dann in Wirklichkeit ist.
2010 entstand die App, die seit 2012 zu Facebook gehört. Rund 2,4 Mio. Österreicher (meist zwischen 18 – 34 Jahre alt) nutzen Instagram, Tendenz weiter steigend. Es ist ein kostenloses foto- und videolastiges soziales Netzwerk, wobei die Entwickler in regelmäßigen Abständen neue Funktionen für die App veröffentlichen. Wie erfolgreich ein Account ist, zeigt sich an den Followerzahlen, d. h. wie viele andere Instagram Nutzer diesem Account folgen. Mittlerweile nutzt fast jedes Unternehmen diese App, um sich zu präsentieren. Instagram Influencer sind Personen, die eine hohe Anzahl von Followern aufweisen, d. h. eine große Reichweite haben. Dies können Unternehmen für Werbezwecke nutzen. Voraussetzung: die Zielgruppe stimmt überein und bei den Followerzahlen handelt es sich um echte Follower. Charline hat 113.000 und Viktoria 316.000 Follower. Johannes Bartl zählt zu den erfolgreichsten Instagramern Österreichs. Ihm folgen knapp 2 Mio. Menschen.